GBP-Wahlumfrage: Mehrheit der Unternehmen befürwortet Reform der Schuldenbremse

Die aktuelle Umfrage des German Business Panel (GBP) an der Universität Mannheim im Vorfeld der Bundestagswahl zeigt, dass Unternehmen langfristig optimistisch auf die wirtschaftliche Entwicklung Deutschlands blicken. Besonders wichtig sind ihnen eine schnelle Reform der Schuldenbremse sowie ein konsequenter Bürokratieabbau.

Laut dem ARD-DeutschlandTrend ist die Wirtschaft mit 34 Prozent das zweitwichtigste Thema im aktuellen Wahlkampf – direkt nach Migration. Die Parteien präsentieren unterschiedliche Konzepte, um die wirtschaftliche Lage zu stabilisieren und eine drittes Rezessionsjahr in Folge zu vermeiden. Vor diesem Hintergrund hat das GBP in einer repräsentativen Befragung mehr als 350 Unternehmen zu ihren wirtschaftspolitischen Präferenzen befragt. Wie beurteilen die Wirtschaftsentscheider*innen die von den politischen Parteien vorgelegten wirtschafts- und steuerpolitischen Vorschläge? Welche Reformen wünschen sie sich? Und welche Maßnahmen können den wirtschaftlichen Aufschwung fördern?

Die Ergebnisse zeichnen ein überraschend positives Bild, insbesondere für die langfristige wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland: In den nächsten fünf Jahren halten die befragten Unternehmen ein jährliches Wirtschaftswachstum von 2,02 Prozent für möglich. Für die kommenden 12 Monate gehen sie von einem Wirtschaftswachstum von 0,39 Prozent aus. „Die deutsche Wirtschaft scheint fest davon auszugehen, die aktuelle Rezession zu überwinden und setzt große Hoffnungen auf wirtschaftliche Impulse nach der Bundestagswahl“, kommentiert GBP-Projektleiter Prof. Dr. Dirk Simons die Ergebnisse der Umfrage. „Die künftige Regierung steht vor der Herausforderung, bessere Rahmenbedingungen für die deutsche Wirtschaft zu schaffen“.

Unionsparteien mit höchster wirtschaftlicher Kompetenz
Die notwendige wirtschaftliche Kompetenz trauen die Befragten am ehesten den Unionsparteien zu: 73,6 Prozent der Unternehmen befürworten eine Regierungsbeteiligung der CDU/CSU – ein deutlicher Anstieg gegenüber 2021 (38,7 Prozent). Die FDP, die 2021 noch mit 74,6 Prozent die in der Wirtschaft beliebteste Regierungspartei war, kommt in diesem Jahr nur noch auf 35,8 Prozent. Der Wunsch nach einer Regierungsbeteiligung der AfD hat sich im Vergleich zu 2021 vervierfacht und ist von 5,2 Prozent auf 20,9 Prozent gestiegen.

Schuldenbremse: Mehrheit fordert Reform statt Abschaffung
Ein zentrales Ergebnis der Umfrage: 54 Prozent der Unternehmen sprechen sich für eine Reform der Schuldenbremse aus. Nur 14 Prozent wünscht eine vollständige Abschaffung der 2009 eingeführten Schuldenbremse und 31 Prozent wollen sie unverändert beibehalten. „Viele Unternehmen sehen Anpassungsbedarf, aber eine komplette Aufhebung findet nur wenig Unterstützung“, so GBP-Projektleiter Prof. Dr. Rostam-Afschar. Diese Haltung entspricht den Positionen der SPD, der Grünen und des BSW.

Kritiker der Schuldenbremse argumentieren, dass sie dringend notwendige staatliche Investitionen blockiere. Passend dazu befürworten 70 Prozent der befragten Unternehmen höhere Staatsausgaben. „Wenn der Staat Geld in die Hand nimmt, um etwa Brücken zu sanieren oder Schienen zu erneuern, wirkt sich das positiv auf privatwirtschaftliche Aktivitäten aus“, erklärt der Projektleiter. „Die Nachfrage steigt und die Konjunktur nimmt Fahrt auf“.

Noch eindeutiger stehen die Befragten zum Thema Bürokratie: 90 Prozent der Unternehmen halten ihn für wichtiger als eine Stärkung der Rechtssicherheit.

Steuerpolitik: AfD und FDP mit größtem Zuspruch
In Steuerfragen erfahren die Wahlprogramme von AfD und FDP den stärksten Zuspruch (22 respektive 21 Prozent). Beide Parteien versprechen deutliche Entlastungen in der Steuerpolitik, liefern jedoch keine klaren Konzepte, wie diese finanziert werden sollen.  Interessant: Bei dieser Frage wurden den Teilnehmenden anonymisierte Ausschnitte aus den Wahlprogrammen der Parteien vorgelegt, ohne den Hinweis auf die jeweilige Partei.

Die GBP-Befragung zur Bundestagswahl 2025 finden Sie hier und im PDF-Dokument. 

 

 

Weitere Informationen zum GBP-Monitor
Das German Business Panel befragt monatlich mehr als 800 Unternehmen und seit März 2024 mehr als 250 Wissenschaftler*innen zur Unternehmenslage in Deutschland und erhebt dabei Daten zu 1) erwarteten Umsatz-, Gewinn- und Investitionsänderungen, 2) unternehmerischen Entscheidungen, 3) der erwarteten Schließungsrate in der Branche und 4) der Zufriedenheit mit der Wirtschafspolitik. Zudem wird alle drei Monate zu besonders aktuellen Fragen berichtet.

Hintergrundinformationen zum German Business Panel
Das German Business Panel ist ein langfristiges Befragungspanel des DFG-geförderten überregionalen Projektes „Accounting for Transparency“ (www.accounting-for-transparency.de). Der Sonderforschungsbereich (SFB) „TRR 266 Accounting for Transparency“ startete im Juli 2019. Im Mai 2023 beschloss die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG), den SFB um zunächst weitere vier Jahre zu verlängern. Er ist der erste SFB mit betriebswirtschaftlichem Schwerpunkt. Am SFB sind über 100 Wissenschaftler*innen von neun Universitäten beteiligt: Universität Paderborn (Sprecherhochschule), Humboldt-Universität zu Berlin und Universität Mannheim, zudem Forschende von der Ludwig-Maximilians-Universität München sowie der Goethe-Universität Frankfurt am Main, der Frankfurt School of Finance & Management, der Universität zu Köln und der Leibniz Universität Hannover. Die Forschenden untersuchen, wie Rechnungswesen und Besteuerung die Transparenz von Unternehmen beeinflussen und wie sich Regulierungen und Unternehmenstransparenz auf Wirtschaft und Gesellschaft auswirken. Das Fördervolumen des SFBs beträgt rund 18 Millionen Euro.

 

 

 

Participating Institutions

TRR 266‘s main locations are Paderborn University (Coordinating University), HU Berlin, and University of Mannheim. All three locations have been centers for accounting and tax research for many years. They are joined by researchers from LMU Munich, Frankfurt School of Finance and Management, Goethe University Frankfurt, University of Cologne and Leibniz University Hannover who share the same research agenda.

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