Nachhaltigkeit

Für eine nachhaltige Zukunft

Neue Berichtspflichten, Steuern, Gesetze – es gibt viele Ansätze, die den Weg hin zu einer nachhaltigen Gesellschaft und Wirtschaft ebnen sollen. Die Forschenden des TRR 266 untersuchen, wie wirksam diese Instrumente wirklich sind – und entwickeln Modelle, die den unterschiedlichen Akteurinnen und Akteuren helfen, die richtigen Weichen für eine nachhaltige Zukunft zu stellen.

Vergeben Banken mehr Kredite an nachhaltige Unternehmen, wenn sie ihr Klimarisiko offenlegen müssen?

Überschwemmungen, Dürren, extreme Temperaturen – der Klimawandel droht die Welt, in der wir leben, nachhaltig zu verändern. Das hat auch Auswirkungen auf die globale Wirtschaft: Finanzielle Verluste und Insolvenzen drohen insbesondere Unternehmen mit hohem Klimarisiko. Unternehmen also, die stark von den physischen Auswirkungen des Klimawandels betroffen sind. Wenn Banken Kredite an diese Unternehmen vergeben, aggregieren sie damit ihr Klimarisiko. Das birgt eine große Gefahr. Nicht nur für Banken und für Investorinnen und Investoren, sondern auch für die Finanzstabilität und damit für Wirtschaft und Gesellschaft insgesamt. Daher ist es wichtig, die Widerstandsfähigkeit von Finanzinstituten gegenüber Klimarisiken zu verstehen.

Das Projekt A09 „Disclosure Tasks“ untersucht daher unter anderem, wie Banken über ihr Klimarisiko berichten, welche Faktoren diese weitgehend freiwillige Entscheidung bestimmen und wie externe Stakeholderinnen und Stakeholder auf die Offenlegungen reagieren. Sie untersuchen auch, ob diese Angaben überhaupt sinnvoll zur Transparenz der Klimarisiken von Banken beitragen. Und was passiert, wenn Banken dazu verpflichtet werden, transparent über ihr Klimarisiko zu berichten. Verhalten sie sich nachhaltiger? Vergeben sie mehr Kredite an nachhaltige Unternehmen?

Jannis Bischof erklärt, worum es im Projekt A09 geht.

Nachhaltiger essen dank CO2-Label?

Auf dem Weg zu einer ökologisch nachhaltigen Wirtschaft und Gesellschaft spielen wir Verbraucher eine zentrale Rolle. Gut verständliche Informationen können unsere Entscheidungsfindung unterstützen und uns zum Beispiel zu nachhaltigerem Konsum bewegen. Doch verleiten uns Angaben zum CO2-Fußabdruck von Lebensmitteln tatsächlich zu einer nachhaltigeren Ernährung? Die Antwort lautet: Ja! Das haben Forschende des Projekts B04 „Real effects of Transparency“ in einem Feldexperiment Feldexperiment herausgefunden. Entscheidend dabei ist, wie die Informationen dargestellt werden. Wurden CO2-Angaben in Ampelfarben visualisiert oder als Umweltkosten präsentiert, war der Effekt am größten. Hier gehts zu den Ergebnissen & Hintergrundinformationen.

Das Experiment auf
einen Blick

Sustainability Reporting Navigator: mehr Transparenz für Unternehmen und Stakeholder

Ein wichtiger Baustein auf dem Weg zu einer nachhaltigen Wirtschaft ist die Nachhaltigkeitsberichterstattung. Sie soll nachhaltigkeitsbezogene Risiken und Chancen für die Geschäftstätigkeit von Unternehmen sowie die Auswirkungen eines Unternehmens auf seine Umwelt transparent machen. Doch viele Unternehmen haben Schwierigkeiten, den Überblick über die scheinbar ständige Flut neuer Richtlinien und Vorschriften zu behalten – und zu verstehen, welche Vorschriften sie einhalten müssen. Damit die Nachhaltigkeitsberichterstattung ihre Ziele erreichen kann, brauchen Unternehmen Transparenz über die Berichtsanforderungen. Stakeholder wiederum benötigen Transparenz über die nachhaltigkeitsbezogene Performance von Unternehmen. Aus diesem Grund hat das Projekt A07 „Ambiguity, Learning, and the Diffusion of Reporting Practices“ den Sustainability Reporting Navigator (SRN) entwickelt. Die Open Science Plattform schlüsselt auf, welche Unternehmen worüber berichten müssen. Sie zeigt, welche Informationen für Stakeholder wichtig sind. Und sie macht transparent, was Unternehmen aktuell berichten und wie sie sich in dieser Hinsicht entwickeln.

Der Sustainability Reporting Navigator
auf einen Blick

Green Bond Segmente: mehr Transparenz, weniger Greenwashing?

„Green Bonds“ (dt. „Grüne Anleihen“) gelten als wichtiges Instrument, um umweltfreundliche Projekte zu finanzieren – und den Übergang zu einer nachhaltigen Weltwirtschaft voranzutreiben. Als Green Bonds gelten gemeinhin Anleihen, deren Erlöse zur Finanzierung von umwelt- und klimafreundlichen Projekten eingesetzt werden. Doch einen verbindlichen Standard und eine einheitliche Definition gibt es bislang nicht. Das macht es für Anleger oft schwierig, Greenwashing zu erkennen – und die Unternehmen zu identifizieren, die sich wirklich für grüne Investitionen einsetzen.

Mehr Transparenz in dieser Hinsicht sollen die an einigen Börsen neu eingeführten Green Bond Segmente schaffen. So werden beispielsweise im Green Bond Segment der Frankfurter Börse Anleihen gebündelt, die die Green Bond Prinzipien der International Capital Markets Association erfüllen. Doch erhöht die Einführung von Green Bond Segmenten die Transparenz für Anleger wirksam? Und werden grüne Anleihen, die in Green Bond Segmenten gelistet sind, tatsächlich häufiger gehandelt als die, die es nicht sind? Diesen und weiteren Fragen geht das Projekt B05 „Transparency and Financial Markets“  nach.

Mithilfe von neuen Maßen zu einer nachhaltigen Zukunft?

Auf dem Weg zu einer nachhaltigen Zukunft braucht es verlässliche Zahlen, die Orientierung geben und den unterschiedlichen Akteuren als Entscheidungsgrundlage dienen können. Häufig fehlen jedoch feste Maße, die eindeutig bestimmen, wie klimaschädlich beispielsweise ein Unternehmen agiert, wie sehr es durch den Klimawandel beeinträchtigt ist oder wann es sich auch finanziell lohnt, in erneuerbare Energien zu investieren. Daher entwickeln die Forschenden des TRR 266 Modelle, die zuverlässige Angaben und Vorhersagen ermöglichen.

Nachhaltige Investitionsentscheidungen erleichtern und fördern

Für eine gelingende Transformation zu einer nachhaltigen Wirtschaft ist es entscheidend, dass sich Nachhaltigkeit lohnt – und dass dies für Unternehmen und für Investorinnen und Investoren ersichtlich ist. Das Projekt A04 „Accounting for Investments in Operating Assets“ hat mit den Levelized Profit Margins daher ein Maß entwickelt, das transparent macht, wie profitabel erneuerbare Energien im Vergleich zu fossilen Energieträgern im Laufe ihres Lebenszyklus sind. Dieses Maß hilft Unternehmen und anderen Akteurinnen und Akteuren zu beurteilen, wann und in welcher Form es sich lohnt, in erneuerbare Energien und saubere Technologien zu investieren. Und sie offenbart, an welchen Stellschrauben aktuell noch gedreht werden muss, damit erneuerbare Energien und saubere Technologien wettbewerbsfähig werden. Zum Beispiel Power-to-Gas-Technologien: Mehr zu den zentralen Erkenntnissen in der Publikation und in diesem Artikel.

Gunther Glenk erklärt, worum es im Projekt A04 geht.

Klimarisiken messbar machen

Was bedeutet der Klimawandel für Unternehmen und die Weltwirtschaft? Wie gelingt die Netto-Null-Umstellung? Und wie können grüne Technologien und Patente gefördert werden? Bei der Beantwortung dieser und weiterer Fragen hilft eine neue Methode, die das Projekt B10 „Corporate Transparency and Unstructured Soft Information“ entwickelt hat. Sie misst die Exposition von Unternehmen gegenüber dem Klimawandel, also wie stark ein Unternehmen von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen ist, und erlaubt Vorhersagen darüber, wie der Klimawandel auf Arbeitsplätze, Innovationen und die Risikoverteilung auf den Kapitalmärkten wirkt. Dieser Ansatz hilft Investoren, Investorinnen, Regulierungsbehörden und politischen Entscheidungsträgern dabei, das Risiko des Klimawandels auf Unternehmensebene zu quantifizieren und auf dieser Basis die richtigen Weichen zu stellen. Mehr dazu in den Publikationen „Firm-level climate change exposure“ und „Pricing climate change exposure“ sowie im Blogbeitrag: „How does climate change affect jobs, innovation, and risk-sharing in capital markets?„.

Mit Steuern zu mehr Nachhaltigkeit?

Wie können Menschen und Unternehmen dazu motiviert werden, nachhaltiger zu handeln? Eine wichtige Frage, die sich aktuell für viele gesellschaftliche Akteurinnen und Akteure stellt. Umweltbezogene Steuern gelten als wichtiges Instrument, um dieses Ziel zu erreichen. Sie sollen unerwünschtes Verhalten weniger lukrativ machen. Doch haben Steuern immer den gewünschten Effekt? Welche unerwünschten Nebenwirkungen können sie entfalten? Und wie wirken sie auf die Realwirtschaft?

Wie effizient und effektiv sind umweltbezogene Steuern?

Wie neu eingeführte Steuern wirken, ist nicht ohne Weiteres ersichtlich. Denn Steuern, ihre Wirkungen und Wechselwirkungen sind komplex. Daher untersucht Projekt B01 „Investment Effects of Multidimensional Taxation“ die beabsichtigten und unbeabsichtigten Folgen von Steuerpolitik und aktueller steuerlicher Regelungen. Die Forschenden untersuchen unter anderem, welche Wechselwirkungen zwischen umweltbezogenen Steuern und anderen steuerlichen Regelungen auftreten und welche Folgen diese Steuern für die Realwirtschaft haben – in Form von Beschäftigung, Unternehmensproduktivität sowie Investitionsbereitschaft.

In einer aktuellen Studie steht die in 2019 in Deutschland eingeführte Regulierung im Fokus, durch die Hybrid-Dienstwagen steuerlich bevorzugt behandelt werden. Sie soll dazu beitragen, die hohen CO2-Emissionen im Verkehrssektor zu reduzieren. Die Studie zeigt, dass die Reform zwar zu einem deutlichen Anstieg der Zulassungen von Hybridfahrzeugen bei Unternehmen beiträgt – und damit Wirkung zeigt. Allerdings auch, dass die Kosten für die eingesparten CO2-Emissionen für den Steuerzahlenden vergleichsweise hoch sind. Bis zu 680 Euro kostet den Steuerzahlenden jede Tonne CO2, die durch die neue Vorschrift eingespart wird. Zum Vergleich: Das ist rund das Achtfache des aktuellen Zertifikatepreises für eine Tonne CO2 im europäischen Emissionshandel. Daher empfiehlt das Forschungsteam, Anpassungen an der Reform vorzunehmen, um die Kosteneffizienz zu verbessern. Mehr dazu in der Studie und im der F.A.Z-Artikel.

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