CSRD wirkt: Die Nachhaltigkeitsberichterstattung in DAX und Stoxx nähert sich der Finanzberichterstattung an und pendelt sich auf ein gemeinsames Niveau ein. Einige Defizite und Unterschiede gibt es aber weiterhin.

Erste wissenschaftliche Auswertung analysiert die Auswirkungen der CSRD auf die Nachhaltigkeitsberichterstattung in DAX40 und EuroStoxx 50.

Die Nachhaltigkeitsberichterstattung ist flügge geworden: Die ersten CSRD-konformen Berichte zeigen einen klaren Reifeschritt hin zu mehr Struktur, Substanz und Standardisierung. Das zeigt eine aktuelle Analyse des Sustainability Reporting Navigators, die rund 40 DAX- und 50 Stoxx-Berichte aus dem Jahr 2024 untersucht und mit dem Vorjahr vergleicht. 

Sechs zentrale Ergebnisse im Überblick zu den DAX-Berichten:

  1. ESG nähert sich formal und inhaltlich der Finanzberichterstattung an. Die Berichte folgen zunehmend einer standardisierten Struktur mit klaren Tabellen und reduzierten grafischen Elementen. Die Sprache wird sachlicher, technischer, analytischer – ein Ausdruck wachsender Professionalisierung.
  2. Nachhaltigkeitsberichte werden umfangreicher – aber nicht bei allen Unternehmen. Im Durchschnitt wächst der Berichtsumfang der DAX-Unternehmen um 15 % auf rund 130 Seiten, die reine Wortzahl steigt um 33 %. Dabei holen vor allem Unternehmen mit ehemals kürzeren Berichten auf, wohingegen die Berichterstattung von Unternehmen mit längeren und separaten 2023er-Berichten schlanker wird. Die Berichterstattung pendelt sich damit auf ein neues, einheitliches Niveau ein.
  3. Die inhaltliche Ausgewogenheit nimmt zu – hat aber noch blinde Flecken. Am häufigsten berichtet werden Themen wie Klimawandel (E1), Mitarbeitende (S1) und Governance (G1). Soziale Auswirkungen auf betroffene Gemeinschaften (S3) und Konsumenten finden hingegen weniger Beachtung – trotz hoher Relevanz in globalen Lieferketten. Der inhaltliche Reifegrad wächst –mit unterschiedlichen Schwerpunkten je Unternehmen.
  4. Die Wesentlichkeitsanalyse bleibt eine Blackbox. Ob über ein Thema berichtet wird, entscheidet die doppelte Wesentlichkeitsanalyse – doch Unternehmen setzen diese unterschiedlich um, z. B. hinsichtlich der Verwendung quantitativer Schwellenwerte. So stufen Unternehmen derselben Branche unterschiedliche Themen als wesentlich ein und berichten dementsprechend mit unterschiedlichem Tiefgang.
  5. Freiwillige Angaben zeigen Ambition – aber auch Vorsicht. Einige Unternehmen machen Angaben zu Themen, die erst später verpflichtend werden – z. B. zur Wertschöpfungskette oder zu unternehmensspezifischen Themen. Andere Übergangsvorschriften werden umfangreich genutzt, wie etwa zu den erwarteten finanziellen Auswirkungen von Umweltthemen.
  6. Die DAX-Berichte ähneln europäischen Pendants aus den Euro Stoxx 50. Aber es gibt Unterschiede: DAX-Konzerne setzen Qualitätssignale durch mehr externe Prüfung und tiefere Wertschöpfungskettenangaben. Gleichzeitig nutzen sie überdurchschnittlich oft Erleichterungsregelungen und verzichten häufiger auf Vorjahresvergleiche oder sensiblere Angaben. Das Ergebnis: ein eher vorsichtiger, selektiver Umsetzungsstil.

Fazit: Die CSRD hat die ESG-Berichterstattung im DAX auf ein neues Niveau gehoben – in Umfang, Struktur und Anspruch. Doch methodische Transparenz und Vergleichbarkeit bleiben Schwachstellen. Die vollständigen Studien erscheinen am 25. April 2025 unter: www.sustainabilityreportingnavigator.com.

Beteiligte Institutionen

Die Hauptstandorte vom TRR 266 sind die Universität Paderborn (Sprecherhochschule), die HU Berlin und die Universität Mannheim. Alle drei Standorte sind seit vielen Jahren Zentren für Rechnungswesen- und Steuerforschung. Hinzu kommen Wissenschaftler der LMU München, der Frankfurt School of Finance and Management, der Goethe-Universität Frankfurt, der Universität zu Köln und der Leibniz Universität Hannover, die die gleiche Forschungsagenda verfolgen.

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