Transparenz als Antwort auf aktuelle gesellschaftliche Herausforderungen? DFG verlängert Förderung für TRR 266
Wie kann Transparenz auf dem Weg zu einer nachhaltigeren Gesellschaft unterstützen? Und wann wird sie zum Problem? Wie können Unternehmen Krisen besser überstehen? Und lassen sich Bilanz- und Steuerskandale durch mehr Transparenz vermeiden? Wichtige Fragen, auf die der überregionale Sonderforschungsbereich „TRR 266 Accounting for Transparency“ (TRR 266) wissenschaftlich fundierte Antworten sucht. Wie relevant diese Forschung ist, unterstreicht auch die Entscheidung der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG): Sie hat die Förderung des TRR 266 nun um weitere vier Jahre verlängert. 2019 als erster Sonderforschungsbereich mit einem betriebswirtschaftlichen Schwerpunkt gestartet, beginnt der TRR 266 im Juli seine zweite Förderperiode. Das Fördervolumen beträgt voraussichtlich rund 18 Millionen Euro.
Sinnvolle und evidenz-basierte Regulierungen, eine verbesserte Unternehmensberichterstattung und ein transparenteres Steuersystem – das sind die Ziele, die der TRR 266 verfolgt. In den vergangenen vier Jahren hat das Team aus über 100 Forschenden acht deutscher Universitäten untersucht, wie Rechnungswesen und Besteuerung die Transparenz von Unternehmen beeinflussen und wie sich Regulierungen und Unternehmenstransparenz auf Wirtschaft und Gesellschaft auswirken. Theoretisch fundiert, mit umfassenden Hintergrundinformationen aus der Praxis unterlegt und empirisch auf Basis von umfangreichen und innovativen Archiv-, Feld- und Labordaten getestet sind Transparenz, ihre bestimmenden Faktoren und Wirkungen keine Unbekannten mehr.
Diese Forschung soll in den kommenden vier Jahren nun weiter vertieft – und „auf eine neue Stufe gehoben werden“, wie Prof. Dr. Dr. h.c. Dr. h.c. Caren Sureth-Sloane, Sprecherin des TRR 266 und Professorin an der Universität Paderborn, betont. „Auf Basis unserer bisherigen Erkenntnisse werden wir uns in der zweiten Förderperiode verstärkt mit der Rolle von Transparenz und Regulierung bei der Bewältigung wichtiger gesellschaftlicher Herausforderungen befassen“. Zentrale Themen seien zum Beispiel Nachhaltigkeit sowie makroökonomische und geopolitische Krisen – und die damit zusammenhängenden Fragen: Kann Transparenz helfen, eine nachhaltigere Wirtschaft und Gesellschaft zu gestalten? Oder sind klassische Instrumente wie Steuern oder Verbote wirksamer? Wie können Krisen besser bewältigt, Unternehmen widerstandsfähiger werden.– Und wie kann Vertrauen in Politik gestärkt werden? Welche Rolle können Steuer- und Transparenzregulierungen dabei spielen? Und was kostet das?
Wichtige Voraussetzung für die Klärung dieser und weiterer Forschungsfragen seien innovative Daten, die auch Entscheidungen in Unternehmen sichtbar machen und damit die Blackbox Unternehmen ein Stückchen weiter öffnen. Als Teil des TRR 266 habe das German Business Panel hierfür eine wichtige Grundlage bereits in der ersten Förderperiode geschaffen. Die hierdurch ermöglichten Einblicke in unternehmerische Prozesse und Einschätzungen werden in den kommenden vier Jahren noch weiter ausgebaut. Neben der richtigen Datengrundlage seien aber auch Vernetzung und Austausch elementar – innerhalb sowie außerhalb des Sonderforschungsbereichs.
Neben den drei antragstellenden Universitäten, der Universität Paderborn, der Humboldt-Universität zu Berlin und der Universität Mannheim, sind Forschende von fünf weiteren Universitäten am TRR 266 beteiligt: Ludwig-Maximilians-Universität München, Goethe-Universität Frankfurt, Frankfurt School of Finance and Management, WHU – Otto Beisheim School of Management und die Universität zu Köln. Doch auch der Austausch mit externen Forschenden sowie mit Politiker*innen, Regulier*innen und Vertreter*innen von Unternehmen und NGOs wird vom TRR 266 gezielt gefördert: über wissenschaftliche Konferenzen, Public Outreach Events und weitere Vernetzungsangebote. „Der Austausch mit anderen Forschenden und der Praxis ist für uns extrem wichtig. So erhalten wir neue Impulse für praxisrelevante Forschung und können unsere Forschung anderen zugänglich machen. Andere Forschende können darauf aufbauen, Praktiker*innen können die Erkenntnisse für ihre Arbeit nutzen“, so Prof. Dr. Joachim Gassen, stellvertretender Sprecher des TRR 266 und Professor an der Humboldt-Universität zu Berlin.
Bei der Forschung des TRR 266 stehe daher vor allem eins immer im Fokus: der Open Science-Gedanke: „Wir forschen nicht nur zur Transparenz. Wir leben sie“, so Gassen. „Wir entwickeln Methoden, um unsere Forschung möglichst transparent und reproduzierbar zu machen und stellen unsere Daten der Öffentlichkeit zur Verfügung“. Sureth-Sloane fügt hinzu: „Und wir ‚übersetzen‘ unsere Forschung, damit sie für jeden zugänglich wird. In unterschiedlichen Kommunikationsformaten machen wir unsere Forschung für Praxis, Politik, Studierende und die Öffentlichkeit erlebbar, damit sie die öffentliche Diskussion zu wichtigen gesellschaftlichen Themen mit wissenschaftlichen Erkenntnissen befruchten kann“, so Sureth-Sloane.