Kostenflexibilität und Krisenreaktionen von Unternehmen in Deutschland
Wie Krisenreaktionen deutscher Unternehmen von ihrer Kostenflexibilität abhängen:
- Entscheidungen und Vorbereitungen in Unternehmen sind abhängig von der Kostenstruktur: So streichen Betriebe mit geringer Kostenflexibilität bereits geplante Investitionen um 39 % häufiger als vergleichbare Unternehmen derselben Branche mit höherer Kostenflexibilität. Gleichzeitig planen Betriebe mit hohen Fixkosten, sowohl kurz- als auch mittelfristig weniger zu investieren und zusätzliche Mitarbeiter einzustellen.
- Unternehmen, die einen höheren Fixkostenanteil aufweisen, sind im Verlauf der Krise immer seltener der Ansicht, dass die zur Verfügung stehenden Hilfsmaßnahmen zum wirtschaftlichen Überleben ausreichen. Während sich die Stimmung bei Betrieben mit niedrigem Fixkostenanteil im Laufe der Krise leicht aufhellt, ist die Zufriedenheit bei Unternehmen, die höhere laufende Kosten zu tragen haben, mit zunehmender Dauer der Krise weiter gesunken.
- Angesichts einer drohenden vierten Infektionswelle und der weiterhin angespannten wirtschaftlichen Lage wurden die Staatshilfen bis in den Winter 2021 verlängert. Eine differenzierte Berücksichtigung der unternehmerischen Kostenstrukturen bleibt allerdings weiterhin aus.
- Durch ausgeprägte Unterschiede in den Kostenstrukturen zwischen verschiedenen Wirtschaftszweigen sowie innerhalb der Industrien wirken Staatshilfen, die pauschal auf den Umsatz gewährt werden oder die Kostenstruktur nur eingeschränkt berücksichtigen, stark verzerrend.
- Staatshilfen könnten effektiver sein, wenn sie Unterschiede in den Kostenstrukturen von Unternehmen berücksichtigen. Eine Strukturhilfe, die einerseits die Kostenflexibilität eines Betriebs einkalkuliert und sich andererseits an der durchschnittlichen Umsatzentwicklung einer Branche orientiert, stellt ein effektives Instrument gegen Umsatzausfälle durch eine mögliche vierte Infektionswelle dar.