Wiedereinführung der Vermögensteuer – Eine ökonomische Analyse
Abstract
Die Diskussion über die adäquate Besteuerung von „Reichen“ bzw. „Superreichen“ hat durch die Schulden, die im Zusammenhang mit der Coronakrise zu finanzieren sind, neuen Schwung bekommen. Als ein Instrument der adäquaten „Reichenbesteuerung“ gilt eine jährliche Vermögensteuer. Den fiskalischen und verteilungspolitischen Argumenten zugunsten einer Vermögensbesteuerung stehen negative ökonomische Wirkungen entgegen. In diesem Beitrag soll zur Versachlichung der Debatte ein genauerer Blick auf die zu erwartenden Belastungswirkungen einer Vermögensteuer geworfen werden. Dabei wird deutlich, dass die (Wieder-)Einführung der Vermögensteuer nicht nur ungelöste Probleme der Bewertung von Sachvermögen mit sich bringt, sondern die Steuerbelastungswirkungen in der jetzigen Niedrigzinsphase zu erheblichen Nebenwirkungen führen. Berücksichtigt man eine Inflationsrate von 2 %, liegt die zur unternehmerischen Realkapitalerhaltung erforderliche Mindestrendite vor Steuern selbst bei einer lediglich 1 %igen Vermögensteuer mit 5,63 % weit über der Inflationsrate. Dies verdeutlicht, dass eine Vermögensteuer in Zeiten niedriger Renditen für Unternehmen eine zukunftssichernde Eigenkapitalerhaltung oder gar -bildung und zugleich wichtige Investitionen erheblich erschwert. Dies gilt auch für private Anlagen in Aktien und Immobilien. Darüber hinaus ist die Vermögensteuer auch in Verlustperioden zu bezahlen, so dass diese Steuer krisenverschärfend wirkt. Auch dies dürfte erhebliche negative Investitionswirkungen nach sich ziehen. Zudem ist damit zu rechnen, dass die Vermögensteuer zumindest in Teilen überwälzt wird, so dass letztlich auch Verbraucher, Arbeitnehmer und Mieter diese tragen werden. Diese und weitere Nebenwirkungen einer Vermögensteuer kommen in der Vermögensteuerdebatte oftmals zu kurz.